Buch: Wie es früher zuging im Bergischen Land

mit zahlreichen Fotos und Abbildungen

 

16,5x23,5 cm

92 Seiten

17,90 €

Sutton-Verlag

ISBN 978-3-86680-127-1

Muss solch ein Buch sein? Denn schließlich gibt es Schilderungen genug, was einst Brauch und Sitte, Lebensform, Pein, Arbeit, aber auch Lustigkeit und Festivitäten waren. Also noch ein Buch?

 

Ein unbedingtes JA als Antwort, weil hier der Fokus ganz gezielt auf das Bergische Land gelegt wird. Hier ging es eben nicht zu wie in Bayern oder in Großstädten der Hansa, hier war ein Leben der ganz eigenen Gewohnheiten und Gebräuche. Die hat der Autor klar herausgearbeitet und schmückt sie in Wort und Bild so aus, dass man eine mentale Reise ins ursprüngliche, einstige, charakteristische Bergische Land machen kann. 

 

Die Gliederung selbst ist einem Lebenslauf ähnlich, von Geburt über alle üblichen Stationen des Lebens hinweg wird überliefert, was wissenswert ist oder als Nachweis erhalten blieb. 

 



Rezension:

Sicher, es ist gewagt, sozusagen eine ganze regionale Kulturgeschichte auf weniger als 100 Seiten unterzubringen.  Aber wäre es ein dicker Wälzer geworden – was durchaus dem Wissen und der Qualifikation des Autors entspräche – wer hätte es gekauft (zu teuer) und wer hätte es gelesen? Es wäre nur wenigen Studierenden vorbehalten und hätte damit die Absicht des Autors verfehlt. 

 

Denn der will erzählend, plaudernd, genau, aber nicht in Materialfülle erstickend Menschen, die sich fürs Bergische Land und seine Vergangenheit informieren, erste und sicherlich oft auch genügende Einblicke geben, um vertrauter mit dieser Landschaft zu werden. Wie könnte man das besser als an Beispielen des Lebens der "Kleinen Leute". Oder, ausnahmsweise auch einmal, mit einem Blick zu Hofe und in die Villen und Gutshäuser der Betuchten. 

 

Es gab nicht Whatsapp und Fernsehen war noch nicht erfunden. Und dennoch kamen, liest man lange genug im Buch, offensichtlich die Nachrichten seinerzeit genau so schnell "unter die Leute" wie sich auch Nachrichten genau wie heute mal viel zu falsch und zu dramatisch verbreiteten. Dummejungen-Streiche gab es zu Hauf (heute ruft man dafür nach Polizeigewalt und sieht das Abendland in Gefahr), wer heiraten wollte, fahndete nicht im Partnerportal, sondern musste oft langwierige, nicht selten komplizierte Rituale durchlaufen und einhalten. 

 

Ab wann war eigentlich Schulpflicht, wie ging es dort zu? Was tat man, wenn man abends müde von der Arbeit nach Hause kam? Weihnachten, Taufen, Begräbnisse, Prozessionen – wie gestalteten die Menschen der verschiedenen „Ecken” des Bergischen die wiederkehrenden Feste oder so dramatischen Schicksalstage und
-Situationen? Wie auf einem anekdotisch angerichteten Buffet weiß der Autor zu diesen, zu vielen Thema der Normalität pointierte Informationen beizutragen, die dann doch auch nach knapp 100 Seiten, nicht zuletzt wegen der teils wunderlich anmutenden Fotos und Zeichnungen, ein rundes Bild ergeben, das man in dieser Form auch gut verinnerlichen kann.

 

Text, Fotos, Reproduktion: hgw